Erhalt des einzigartigen, sorbischen Brauchtums
Johannisreiten.
Nur in Casel blieb dieser sorbische Brauch erhalten.
Einmalig in ganz Deutschland und Platz 8 der beliebtesten Bräuche Brandenburgs
Zur Geschichte:
Unsere Heimat bestand, bevor die Tagebaue alles überbaggerten , aus Mooren , kleinen Seen und Sandflächen . Die Böden waren von sehr geringer Wertigkeit. Naturereignisse wie lange Dürrezeiten, aber auch Überschwemmungen machten das Leben nicht leicht. Vor dem 6.Jh. siedelten während der 2. großen Völkerwanderung slawische Völker in der Lausitz. Während der Eindeutschung unter Otto I. um 900 zogen sich diese Völker in schwerzugängliche Gebiete zurück, so auch in den Spreewald und in unser Heimatgebiet.
Die Menschen versuchten mit allen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln ihr Leben zu meistern. Der Aberglaube spielte eine sehr große Rolle. So glaubten die Menschen an Kultfiguren. Eine solche ist der Johann. Warum ?
Johannes der Täufer ist am 24.6., also 6 Monate vor Jesus, geboren . Der Nacht vor dem 24.6. werden deshalb besondere Kräfte nachgesagt.
Kräuter und Blumen vor Sonnenaufgang gepflückt, haben große heilende Wirkung , versprechen Glück und eine reiche Ernte. Die christliche Welt begeht am 24.6. den Johannestag.
Der Brauch heute:
Die Mädchen aus Casel gehen bereits am Samstag Kornblumen sammeln. Hierbei wird jede Kornblumenblüte einzeln gepflückt. Tausende von diesen Blüten werden gebraucht.
Am Sonntag gegen 3.00 Uhr treffen sich die jungen Burschen und fahren nach Buchwäldchen Binsen und Seerosen (verbotener Weise!) vor Sonnenaufgang zu ernten.
Die Mädchen treffen sich um 8.30 Uhr an der alten Feuerwehr. Jetzt werden aus Tausenden von Kornblumen ca. 45 Ranken a 1,5 m geflochten.
Zu der Zeit treffen auch die Jungen wieder in Casel ein. Zwei Mädchen binden nun aus den Binsen den Korpus für die Kronen. An diesen werden dann Sommerblumen, Rosen, Kornblumen und Seerosen festgebunden.
All diese Arbeiten müssen gegen 13.00 Uhr fertig sein.
Auf dem Reitplatz wird ab 13.00 Uhr ein unterhaltsames Programm geboten.
Im Dorf an der alten Feuerwehr wird nun jede Ranke einzeln an den Johann angenäht.
Oberkörper, Oberarme und Oberschenkel erhalten einen Panzer aus Kornblumen. Die Waden und die Unterarme werden mit Ackerwicken umwickelt.
Um 13:00 Uhr findet in der Kirche Casel eine Andacht zum Johannisreiten statt.
Bevor der Johann um 14.30 Uhr sein Pferd besteigt, setzt er die Krone auf.
Nun kommen die Begleiter hoch zu Ross und holen den Johann im Dorf ab.
Mit Blasmusik bewegt sich der Zug, Mädchen in Tracht, Johann und Begleiter hoch zu Ross zum Reitplatz.
Nun beginnt die wilde Jagd. Im gestreckten Galopp jagt der Johann mit seinem Gefolge an den Zuschauern vorbei.
So nach und nach werden seine Begleiter müde und geben auf. Bis der Johann ganz allein reitet. Nun sind die Zuschauer gefragt. Sie müssen versuchen den Johann vom Pferd zu holen.
Jeder versucht nun natürlich ein Stück von der Krone zu erhaschen.
Sie ist das Wertvollste. Das erkämpfte Stück getrocknet über die Stubentür aufgehangen bringt Glück und Gesundheit für ein ganzes Jahr.
Eine Kornblumenranke wird getrocknet und für allerlei Gebräu verwendet: Tee gegen Fieber, in Alkohol eingelegt zum Reinigen von Wunden u.v.m. .
Das Johannisreiten wird vom Johanntanz abgeschlossen. Jetzt bekommt der Johann die zweite Krone geschenkt und tanzt mit allen Mädchen.
Alle Reiter aus Casel sind Hobbyreiter. Wochen vor dem Johannisreiten beginnen sie mit dem Training. Ob groß oder klein, alle sind mit viel Elan und Ausdauer dabei. So sehen unsere Gäste nach den Johannisreiten ein umfangreiches Reitprogramm mit allerlei lustigen Einlagen. Nach dem Johannisreiten kann bis die Fußsohlen glühen auf dem Reitplatz zu Disco-Klängen getanzt werden.
Die Mitglieder des Traditionsvereins Casel e.V.