Die Jagd nach dem Glück

Wilde Hetzjagd auf staubigen Grasboden, dumpf schlagen Pferdehufe auf dem Boden auf, Grasbüschel fliegen in hohem Bogen in die Luft und eine Menschenmenge stürzt sich voller Gier auf eine blaue Gestalt, um ihn seiner Schätze zu berauben. Nein, das ist keine Episode aus einem wilden Western, der über die Mattscheibe flimmert. Das gibt es tatsächlich live und in Farbe in Casel (Drebkau). Denn dort, und auch nur dort, wird noch mit Herzblut die Tradition des Johannisreitens gepflegt.

Der Brauch findet traditionell an einem Sonntag um den 24.06. - dem Johannistag - herum statt. Bereits am Vortag werden tausende Kornblumen von den jungen Mädchen aus Casel auf den Feldern gesammelt, die in mühevoller Handarbeit am Sonntagmorgen zu Ranken geflochten werden. Um 13 Uhr werden die einzelnen Ranken an der alten Feuerwehr am Körper des Johann angebracht. Zeitgleich finden in der Dorfkirche die Andacht und Segnung der Begleiter statt. Der Johann wird von einem jungen, mutigen Burschen aus dem Dorf verkörpert. Auf dem Kopf trägt er eine mit üppigen Blumen verzierte Binsenkrone. 14:30 Uhr ist es dann so weit. Mit Spannung fiebern die Gäste am Straßenrand darauf hin, dass der Johann sein Pferd besteigt und begleitet von Musik, seinen treuen Begleitern und den Mädchen in ihren strahlenden Trachten zum Reitplatz am Dorfrand ausmarschiert. Dort kann die imposante Jagd nach dem Glück beginnen, denn Runde um Runde werden die Begleiter müde bis schließlich der Johann allein über das Feld reitet. Nun sind die mutigen Zuschauer gefragt. Trauen sie sich den Johann vom Pferd zu holen? In der Sage heißt es nämlich, dass Kräuter und Pflanzen, die der Johann an seinem Körper trägt, besondere Kräfte besitzen. Erhascht man einen Teil des Kornblumenpanzers oder gar der Krone sei ihm das Glück im kommenden Jahr hold und eine reiche Ernte werde ihm zuteil.

Nachdem auch die letzte verlorene Kornblume einen glücklichen Besitzer gefunden hat, wartet ein abwechslungsreiches Programm auf die Gäste. Die Reiter und Mädchen zeigen bis in den Abend hinein ihr Können. Der Tag endet mit dem traditionellen Abschlusstanz und einem gemütlichen Ausklang bei Musik auf dem Reitplatz.

Sie kennen den Brauch noch nicht? Dann laden wir Sie herzlich ein, unsere Gäste zu sein.